Prix Européen de l’Essai 2021
Johny Pitts

Johny Pitts_Photo by JAMIE STOKER

Foto © Jamie Stoker

Der 43. Prix Européen de l’Essai geht an Johny Pitts für sein Buch Afropäisch. Eine Reise durch das schwarze Europa, veröffentlicht bei Suhrkamp für die deutsche Ausgabe.

Preisverleihungszeremonie—Ansprachen

Vorstellung (auf Englisch)

Cyril Veillon
02/06/2021 Lausanne

 

Wort des Verlegers (auf Englisch)

Florent Massot
Le 2 juin 2021 à Lausanne

 

Motivationen der Jury (auf Englisch)

Antonio Loprieno, Mitglied der Jury
02/08/2021, Lausanne

Transcript in english
Transcription en français

Vortrag von Johny Pitts (auf Englisch)

02/06/2021, Lausanne

Johny Pitts im Gespräch mit Amin Maalouf

02/06/2021

Das Gespräch wird auf Englisch geführt.

—Johny Pitts
Autor von Afropäisch. Eine Reise durch das schwarze Europa, veröffentlicht bei Suhrkamp für die deutsche Ausgabe.

—Amin Maalouf
Autor von Mörderische Identitäten (Prix Européen de l’Essai in 1999)

Moderatorin—Salomé Kiner
Journalistin

Mit anschliessendem Kurzflim von Johny Pitts, Afropean Express

Lesung von Johny Pitts und Gespräch mit Ana Sobral

Reading by Johny Pitts and conversation with Ana Sobral

Literaturhaus Zürich – 03/06/2021

—Johny Pitts

—Ana Sobral

Das Gespräch wird auf Englisch geführt.


Das BuchAfropäisch ist ein Essay über den Begriff »afropäisch«, der in den 1990er Jahren in der Kunstszene geprägt wurde und den Johny Pitts auf den politischen und sozialen Bereich ausweiten möchte. Zu diesem Zweck beginnt er eine Feldforschung über Europäer afrikanischer Abstammung, die mit ihren vielfältigen Identitäten jonglieren. Alles geht von einer persönlichen Fragestellung aus: Der Autor wurde in eine gemischte Familie mit einer europäischen Mutter und einem afroamerikanischen Musiker als Vater hineingeboren, und sein persönliches Zeugnis durchzieht das ganze Buch.

Johny Pitts startet in seiner Heimatstadt Sheffield in Nordengland und reist durch die wichtigsten Städte Europas, um afro-europäische Bürger zu ihrer Selbstwahrnehmung zu befragen. Wie erzählen sie von sich selbst? Wie leben sie mit ihrer doppelten Identität? Anhand dieser Berichte und seiner eigenen Lektüre von schwarzen Schriftstellern, deren Spuren er verfolgt, zeigt Johny Pitts die Notwendigkeit auf, sich von den Klischees zu lösen, die sich auf die Extrembeispiele des »Nigga« (schwarzer Mann aus dem Ghetto) und des »King« (erfolgreicher schwarzer Hipster, Rapper oder Fußballer) beschränken.

Er zeigt, dass die heutigen Afro-Europäer wesentlich zu allen Schichten der europäischen Gesellschaft gehören und so neue Identitäten stiften. Das Buch ist mit zahlreichen vom Autor aufgenommenen Fotografien illustriert und ist Teil des größeren Projekts der Online-Zeitschrift Afrøpean.

Der Autor—Johny Pitts ist Schriftsteller, Fotograf und Journalist. Er hat im Fernsehen als Drehbuchautor und Moderator für MTV, Sky One, ITV, Channel 4, Discovery Channel gearbeitet und arbeit derzeit für die BBC. Er hat die Online-Zeitschrift Afrøpean gegründet, welche die sozialen, kulturellen und ästhetischen Interaktionen zwischen schwarzen und europäischen Kulturen erforscht. Er ist in Sheffield, Großbritannien, geboren und aufgewachsen und lebt derzeit in Marseille.


Johny Pitts - Buch - Afropäisch

»So hatte ich den Remembrance Day (den Gedenktag für die Gefallenen der Weltkriege in Großbritannien am 11. November) zu fürchten gelernt, weil er oft einen hässlichen Nationalismus zum Vorschein brachte, für dessen Aggressionen ich manchmal als Zielscheibe diente. Einmal an diesem Feiertag traktierte mich ein Mann mittleren Alters, das Gesicht rot von Wut und Rassismus, wieder einmal mit dem alten Spruch, ich solle ›dahin zurück, wo ich herkam‹. Meine Hautfarbe hatte mehrere Tatsachen verborgen, unter anderem, dass mein Großvater im Zweiten Weltkrieg hinter den feindlichen Linien gekämpft und dafür eine Orden erhalten hatte. Meine Haut hatte mein Europäischsein verborgen; ›europäisch‹ war immer noch ein Synonym für ›weiß‹.
Wenn ›afropäisch‹ ein Begriff war, mit dem man diesem Problem beikommen konnte, dann musste ich herausfinden, was sich hinter dem bloßen Markenzeichen ›afropäisch‹ oder jenseits davon verbarg. Ja, es war ein größtenteils von Schwarzen ausgedachtes und geprägtes Markenzeichen, aber mehr auch nicht, eine angenehme Idee, die einem verkauft wurde und etwas mit Werbefirmen, Stilistinnen, Modefotografen und Ausstattung zu tun hatte. […] Fielen unter den Begriff ›afropäisch‹ nur schöne, erfolgreiche (und oft hellhäutige) Schwarze ?«