Prix Européen de l'Essai
    

Für die Denkbewegung

Der Prix Européen de l’Essai bringt Leserinnen und Lesern hochwertige Essays aus allen Disziplinen nahe. Er bezweckt, die Aufmerksamkeit auf Autorinnen und Autoren zu lenken, deren Werke ein Zeugnischarakter haben können und die eine fruchtbare Kritik an den heutigen Gesellschaften, ihren Praktiken und Ideologien bieten. Der Preis wird seit 1975 verliehen und ist der erste Literaturpreis, der ausschließlich der Gattung des Essays gewidmet ist.

Bénédicte Savoy erhält den Prix Européen de l’Essai 2025

Bénédicte SAVOY

© Maurice Weiss

Bénédicte Savoy erhält den 47. Prix Européen de l’Essai für ihr Buch À qui appartient la beauté ? (Paris: La Découverte, 2024), in Zusammenarbeit mit Jeanne Pham Tran.
Die Jury des Prix Européen de l’Essai würdigt in dem Buch À qui appartient la beauté ? ie komplexe Kunst, alle Problemstellungen im Zusammenhang mit der Rückgabe von Kunstwerken hervorzuheben. Indem der Umlauf dieser Objekte eine Weltgeschichte zeichnet, ermöglicht dieses Essay eine Auseinandersetzung sowohl mit der Welt der Kunst als auch mit der Welt der Politik. Die Essayistin bietet ein unverzichtbares Material zum Nachdenken, Hinterfragen, Einordnen und Diskutieren eines Themas, das in unserer heutigen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken ist. Die Jury möchte Bénédicte Savoys Werdegang als Kunsthistorikerin sowie ihr wissenschaftliches Engagement als Vermittlerin vor Ort würdigen.
Couverture Prix Européen de l'Essai 2025
Die Büste der Nofretete, der Pergamonaltar, das Genter Altar des mystischen Lammes, die Sixtinische Madonna, die Bronzeköpfe des Sommerpalastes in Peking, das Ladenschild des Kunsthändlers Gersaint, die Statue der »Bangwa-Königin« von Kamerun, das Bildnis Adele Bloch-Bauer, die »königlichen Schätze« von Benin: Durch die Reise von emblematischen Werken reflektiert Bénédicte Savoy über Begierde und Herrschaft, über Bruch und Wiedergutmachung, über die Emotionen, die Schönheit weckt, und über das Erbe, das wir weitergeben möchten.

Bénédicte Savoy ist Professorin für Kunstgeschichte an der Technischen Universität Berlin. Sie ist Autorin zahlreicher Werke, darunter Zurückgeben. Über die Restitution afrikanischer Kulturgüter (mit Felwine Sarr, Berlin: Matthes & Seitz, 2019) und Afrikas Kampf um seine Kunst. Geschichte einer postkolonialen Niederlage (München: Beck, 2021).

Es ist wichtig, der Öffentlichkeit die Zusammenhänge bewusst zu machen, die es den europäischen Museen ermöglicht haben, das zu werden, was sie heute sind: die Aufbewahrungsorte der Weltkunst, sicherlich, aber auch, und ebenso wichtig, der Geschichte und Geopolitik des 19. und 20. Jahrhunderts. […]
Introspektion ist die Bemühung, diese in unseren Museen aufbewahrten Objekte, gemeinsam mit der Geschichte ihrer Ankunft bei uns und den Menschen zu verknüpfen, die heute dort leben, wo sie gestern waren. Es geht ums Zeigen und Denken; es geht darum, bewusst den lästigen Teil unserer Geschichte als Europäer, »denen alles zugefallen ist«, anzunehmen.

Bénédicte Savoy, À qui appartient la beauté ?, Paris: La Découverte, 2024, S. 52 und 8.